Im Wimbachtal

Das Wimbachtal im Nationalpark Berchtesgaden gehört wohl zu den beeindruckendsten Bergtälern der Ostalpen und fasziniert mit einer abwechslungsreichen alpinen Urlandschaft.

Es erstreckt sich auf eine Länge von ca. 10 km zwischen dem Watzmann~Massiv und dem Hochkalter~Stock und weitet sich im oberen, südlichen Teil, in einen riesengroßen Kessel, der vom Großen Hundstod, den Palfelhörnern und der Hocheisspitze flankiert wird.

Unmengen an Schotter und Geröll, die von den umliegenden Bergen herabgestürzt sind, bilden das sogenannte Wimbachgries, wobei hier zu differenzieren ist, zwischen dem unteren, nördlicheren Gries, dass in einem Strang zwischen Watzmann und Hochkalter gelegen ist und dem oberen, südlicheren Gries, welches wie ein Fächer von mehreren Berghängen „zusammenfließt“ und vereint.

Oberes und unteres Gries werden vom „Labyrinth“ einer unübersichtlichen Passage aus riesengroßen, durcheinander gewürfelten Felsblöcken, die von einem Bergsturz herrühren, getrennt.

Von hier aus kann man im Frühjahr oftmals imposante Nassschneelawinen, die vom Hochkalter herunter donnern, aus sicherer Entfernung beobachten.

Ausgangspunkt für diese Talwanderung, die durchaus für Kinder (ab 6 Jahren) und auch für Hunde geeignet ist, ist der Wanderparkplatz bei der Nationalpark Infostelle an der Wimbachbrücke auf ca. 650m. Von hier geht man ca. 20 min bis zum Eingang der wildromantischen Wimbachklamm, die auf alle Fälle sehenswert ist. Sie ist allerdings nur von Mai bis Ende Oktober geöffnet und kann nur von unten nach oben, also flußaufwärts begangen werden. Ansonsten ist die zwischenzeitlich sehr steil nach oben führende Fahrstraße, die oberhalb der Klamm entlang führt, zu wählen, was beim Rückweg auf jeden Fall angesagt ist.

Auf ca. 3 km Länge führt dann der breite Weg nach der Klamm am wildtosenden Wimbach entlang, ehe dieser dann bei einer Staumauer unter dem unteren Wimbachgries verschwindet, bzw. andersherum gesehen, aus diesem hervortritt. Im gesamten Wimbachgries fließt das Wasser, wie in einer Drainage, praktisch unterirdisch unter dem Geröll, was man sich, in Anbetracht dessen, was weiter unten für ein gewaltiger Bach rauscht, kaum vorstellen kann.

Während der breite Hauptweg parallel zum unteren Gries größtenteils im Wald verläuft, gehen wir, zuerst auf der anderen Flußseite, über zwei größere Almwiesen auf einem schmalen Pfad, der dann direkt ins obere Gries mündet. Hier zu gehen, ist etwas Besonderes und hat etwas sehr Meditatives, wenn es auch deutlich anstrengender ist, als auf dem festen Weg. Man denkt, wenn man taleinwärts, auf die markanten Palfelhörner zugeht, man ginge nahezu gerade dahin, doch wenn man sich nach einer Weile umsieht, stellt man erst fest, dass doch einige Höhenmeter bewältigt wurden.

Auf ca. der Hälfte des unteren Grieses befindet sich rechts davon, unter den steilen Wänden des Stangerlahner Kopfes das Wimbachschloß, eine ehemalige königliche Jagdhütte, auf der man heutzutage gut einkehren kann und dabei imposante Einblicke in die weniger bekannte, aber gewiss nicht weniger gefährliche Watzmann Westwand hat.

Von hier geht man noch ca. 1 ½ Std. zur Wimbachgrieshütte, die sich am Rande des östlichen Teils des oberen Grieses befindet. Hier lässt es sich ebenfalls gut einkehren, jedoch Übernachtungsplätze sind ohne Vorbestellung höchst selten zu bekommen, weil sie meistens ausgebucht ist. Das liegt daran, dass viele Bergsteiger, die entweder die Watzmann~Überschreitung absolvieren oder die Watzmann~Ostwand bewältigen, hier einen günstigen Zielpunkt haben. Und auch jene, die mehrere Tage durchs Steinerne Meer wandern wollen, nutzen die Hütte gerne als Ausgangs~ oder Zielpunkt.

Von hier aus erreicht man in weiteren ca. 1 ½ Std. übers östliche Obere Gries und den darin befindlichen „Geisterwald“ den Trischübel, einen Pass über den man nach St. Bartholomä am Königssee absteigen kann. Wobei ich diese Tour, die sogenannte Watzmann~Reibn (weil man hierbei den Watzmann umrundet) eher anders herum empfehlen würde, gerade weil man dann nicht unter Zeitdruck ist, das letzte Schiff von St. Bartholomä zurück nach Königssee Dorf erreichen zu müssen.

Wenn man allerdings schon mal auf dem Trischübel ist, sollte man auf alle Fälle in einer weiteren ¾ Std. hinauf zur Hirschwiese und dem Hirschwieskopf steigen. Ein wahrhaftes Traumplatzerl mit einer sanften Wiese auf einem sattelartigen Gipfel und einem atemberaubenden Blick in die Watzmann Südflanke, sowie auch Einblicke in die Ostwand und vis a vis von den Watzmann~Kindern und der Watzmann~Frau. Zudem hat man auch einen tollen Tiefblick auf den Königssee und nach St. Bartholomä.

Bei der angebotenen, kinderfreundlichen Naturzauber~Wanderung wäre das aber auf jeden Fall zu viel des Guten und anstatt am Anfang des oberen Grieses in den östlichen Teil Richtung Wimbachgrieshütte zu gehen, der oftmals doch auch sehr frequentiert ist (besonders an sonnigen Sonn~ und Feiertagen), neige ich hier eher dazu, die Gruppe ins menschenleerere westliche Gries zu führen und einen der vom Ofental~ und Steintalhorn herabkommenden Bachläufe oberhalb des Grieses anzusteuern, wo es sich sehr gut in der Sonne rasten lässt und zugleich frisches Bergwasser zur Verfügung steht.

Bis hierher hat man dann, auch wenns einem gar nicht so vorkommen mag, gut 600 Höhenmeter zurück gelegt, auf einer Strecke von ca. 7 km...

Auf dem Rückweg empfiehlt es sich dann, eher die feste, breite Fahrstraße einzuschlagen und nicht mehr durchs anstrengendere Gries zu gehen.

Evtl. wäre dann noch eine Einkehr im Wimbachschloß, das ja dann auf dem Weg liegt, zu empfehlen.

Wem es auf dem Hinweg bis zum besagten Zielpunkt, am Bachlauf über dem westlichen oberen Gries, zu weit ist, dem ist es natürlich jederzeit möglich umzukehren und auf dem breiten Fahrweg zurück zu gehen, oder auch auf die Gruppe zu warten, z.B. am Wimbachschloß.

Auf jeden Fall ist diese Wanderung, auch wenn dabei kein Gipfel erklommen wird, eine faszinierende Tour durch eine außergewöhnliche alpine Urlandschaft und begeistert durch ihre abwechslungsreichen Facetten.